Immer Ärger mit dem Ranking

Ranglisten sind schon von Natur aus ein problematisches Feld. Gewisse Fähigkeiten, Erfolge und Statistiken werden hergenommen, bewertet, gewichtet, vermischt und in einen Maßstab gepresst. Standorte, Institutionen, Unternehmen und Personen werden auf diese Weise in eine bestimmte Reihenfolge gebracht. Die Selektion – was bewertet wird, was nicht, und wie es gewichtet wird – ist in höchstem Maße subjektiv und bisweilen beliebig. Universitäten, Kliniken und Ärzte können ein Lied davon singen. Oft werden Fördergelder in mehrfacher Millionenhöhe vom jeweiligen Rangplatz eines Rankings abhängig gemacht. Ärger ist da programmiert.

Auch in der Ökonomie gibt es diverse Rankings. Im Herbst 2013 hatte das FAZ-Ökonomenranking auf sich aufmerksam gemacht. Die Autoren haben die Wissenschaftler nach Forschungsleistung, Medienpräsenz und ihrer Wirkung in der Politikberatung eingeordnet. Der Wirtschaftsweise Lars P. Feld führte das Feld auf Platz 1 an, gefolgt von RWI-Chef Christoph M. Schmidt, DIW-Chef Marcel Fratzscher, dem Münchner Max-Planck-Ökonom Kai Konrad – und erst dann vom Münchner Ifo-Chef Hans-Werner Sinn.

Im ebenso stark beachteten, methodisch aber anders konzipierten Handelsblatt-Ranking ergibt sich – logisch – eine andere Reihenfolge. Relativ zum FAZ-Ranking wäre Sinn hier aber weitaus besser platziert. Das gilt erst recht für das Ranking nach der Publikation wissenschaft licher Diskussionspapiere (Research Papers in Economics, RePEc).

Das hat die Ifo-Forscher natürlich nicht ruhen lassen. Mit Inbrunst haben sie nun im Schnelldienst des Instituts ihre Überlegungen dazu präsentiert. Das FAZ-Ranking sei schon von der Herangehensweise fehlerhaft, bei der Umfrage zur Politikberatung sei die Grundgesamtheit zu klein, die Zählung der Publikationen sei nicht vollständig und würde ältere Forscher benachteiligen. Und durch die Aggregation der Ränge in den Teilbereichen würden die „kardinalen Unterschiede der Einzelrankings eliminiert“. Lars Feld, der Erstplatzierte im FAZ-Ranking, befinde sich in den anderen beiden Listen nicht einmal unter den Top 10, heißt es abfällig. Das schaffen dagegen Kai Konrad und Hans-Werner Sinn. Letzterer liege zudem mit 165 Nennungen beim Medienranking „deutlich vor dem zweitplatzierten Clemens Fuest mit 79“. Dieser große Abstand werde gar nicht berücksichtigt.

Um künftigen Rankinglistenautoren die Arbeit zu erleichtern, haben die Ifo-Forscher deshalb einen Vorschlag gemacht, wie ein in sich konsistentes und in Ihren Augen faires Ranking aussehen könnte. Die Einzelrankings Forschungsstärke, Medienpräsenz und Politikberatung wurden neu aggregiert, das Forschungsranking doppelt gewichtet. Die vom Ifo-Institut „Alternatives Ranking“ benannte Liste hat nun ein beinahe schon vorhersehbares Ergebnis hervorgebracht: Hans-Werner Sinn nimmt nun den ersten Platz ein, Lars Feld rutscht auf Platz 3. Und der Gewichtung sei Dank, gehen die anderen Top-Plätze allesamt an die Chefs von Wirtschaftsforschungsinstituten.